Im Format „Inside“ geht es um das Alltagsgeschäft der Bundesliga. Hierbei wird in drei Teilen allen Bundesligisten auf den Zahn gefühlt. Neben Statistiken und Ergebnissen geht es auch um die Stimmungslage im Verein. Los geht es heute mit den ersten sechs Vereinen und dem Stand nach dem 22. Spieltag.
Alle Teile der Reihe Inside:22 • Von Oktopoden und Weltfußballern in der Provinz • Aufbruchsstimmung in Leverkusen und Gladbach
Auf einen Blick
Leipzig: Gekommen um zu bleiben
Nach 22 Spieltagen scheint Rasenballsport Leipzig endgültig in der Bundesliga angekommen zu sein. Nach der ersten Niederlage gegen die Ingolstädter lernte man zum Abschluss des so erfolgreichen Jahres kurz darauf den FC Bayern kennen. Aus Leipziger Sicht ein Ausflug zum Vergessen. Folgerichtig wurde die komplette Winterpause über den Absturz in der Rückrunde diskutiert.
Der blieb aus. Zu Beginn des Jahres folgten trotz der Sperrung Emil Forsbergs sehr überzeugende Leistungen gegen Frankfurt und Hoffenheim. Die von Krawallen überschattete Auswärtsniederlage gegen die Dortmunder war hochverdient. Es folgte noch ein desolates 0:3 gegen den HSV vor heimischer Kulisse, die wohl schlechteste Saisonleistung.
Seitdem ist Leipzig aber wieder in der Spur. Es ist also RB zu verdanken, dass der Kampf um die Meisterschaft noch nicht komplett entschieden ist, gerade da das Rückspiel gegen die Münchener Bayern noch aussteht. Folgerichtig konfrontiert man die Leipziger tagtäglich mit den Aussichten die Schale zu gewinnen, die jedoch versteifen sich bis hierhin weiter auf den Champions League-Platz als Ziel.
Auch wenn zumindest Leipzigs schwedische Nummer 10 in Interviews zu Protokoll gibt, „natürlich nach oben“ zu schauen. Eben jener Forsberg und Timo Werner sind zu diesem Zeitpunkt die überragenden Spieler der Leipziger. Die beiden liegen auf Platz vier und fünf der Scorer-Liste und erzielten gegen Gladbach und Köln zuletzt wichtige Tore.
Gerade Werners Selbstvertrauen scheint momentan fast Ibrahimovic-eske Ausmaße anzunehmen, beobachtet man mit welcher Selbstverständlichkeit er die Keeper des Gegners überwindet. Dieser Mann muss in die Nationalelf. Die sowieso schon fantastische Offensive wird die Rückkehr Poulsens wohl auch noch einmal beflügeln.
Der Kader ist also nach verschiedenen Sperren, Verletzungen und Krankheiten nahezu wieder komplett an Bord, mit Upamecano wurde im Winter sogar noch eine weitere Option hinzugeholt. Dazu wird RB gerade in der zweiten Saisonhälfte noch viel mehr von den freien Tagen unter der Woche profitieren können, während der FC Bayern sowohl im DFB-Pokal als auch in der Champions League noch ran muss. Zum ersten Mal seit Jahren werden die Bayern in der Rückrunde wirklich um die Meisterschaft kämpfen müssen.
Bremen: Konstant wider Willen
So ganz viel hat sich beim SV Werder Bremen in den letzten 11 Spieltagen ja nicht geändert. Man ist einen Tabellenplatz nach oben geklettert und befindet sich nun auf dem 15. Rang. Die Zweikampfwerte der Bremer sind mit 47,9 % gewonnener Duelle immer noch bedürftig, auch wenn man mittlerweile als Vorletzter in diesem Bereich immerhin die Frankfurter Eintracht hinter sich gelassen hat.
In der Offensive glänzt weiterhin der sehr aktive Serge Gnabry. Nur zehn Spieler gaben mehr Torschüsse ab als der 21-Jährige. Die Besonderheit: acht dieser Spieler sind Stürmer, Gnabry hat also auf seiner Position ligaweit nur zwei Kollegen die noch häufiger schießen.
Auch die Defensive zeigt sich stark verbessert, Werder kassierte in den letzten elf Spielen 14 Gegentore. Zum Vergleich: Nach den ersten 11 waren es 29. Nachdem die Bremer sehr durchwachsen ins neue Jahr starteten, hielt Baumann eisern an Trainer Alexander Nouri fest, der zuletzt wieder zwei Siege einfahren konnte. Warum steht Bremen also dennoch dort unten?
Die Bremer haben in letzter Zeit nicht viel falsch gemacht, die anderen Teams aber eben auch nicht. In unserer Inside:22-Tabelle kann man klar erkennen, dass Werder sich deutlich verbessert hat, aber eben auch dass mit dem HSV, dem FC Augsburg oder Borussia Mönchengladbach weitere Teams aus dem (damligen) unteren Tabellendrittel eine Schippe drauflegen konnten.
Rang | Verein | Spiele | Bilanz (S/U/N) | Tordifferenz | Punkte |
1 | ![]() | 11 | 9/2/0 | 24 | 29 |
2 | ![]() | 11 | 7/0/4 | 5 | 21 |
3 | ![]() | 11 | 5/4/2 | 9 | 19 |
4 | ![]() | 11 | 4/5/2 | 10 | 17 |
5 | ![]() | 11 | 5/2/4 | 2 | 17 |
6 | ![]() | 11 | 5/2/4 | -5 | 17 |
7 | ![]() | 11 | 5/1/5 | -1 | 16 |
8 | ![]() | 11 | 4/3/4 | 1 | 15 |
9 | ![]() | 11 | 4/3/4 | -3 | 15 |
10 | ![]() | 11 | 4/3/4 | -6 | 15 |
11 | ![]() | 11 | 4/2/5 | 2 | 14 |
12 | ![]() | 11 | 4/2/5 | -4 | 14 |
13 | ![]() | 11 | 3/4/4 | 1 | 13 |
14 | ![]() | 11 | 4/1/6 | -2 | 13 |
15 | ![]() | 11 | 4/1/6 | -8 | 13 |
16 | ![]() | 11 | 2/6/3 | -1 | 12 |
17 | ![]() | 11 | 3/2/6 | -7 | 11 |
18 | ![]() | 11 | 1/1/9 | -17 | 4 |
Werder rennt also immer noch dem Saisonstart hinterher, der komplett gegen die Wand ging. Um sich im nächsten Jahr nicht doch in Liga Zwei wiederzufinden, wird man in Bremen die Leistung der letzten Spiele mindestens wiederholen müssen. Eine Veränderung gab es dann ja doch noch: Der Däne Thomas Delaney ist eine sehr gute Verstärkung, der den Bremern bei diesem Vorhaben gewiss helfen wird.
Darmstadt: Die Zeichen stehen auf Abschied
Puh. So erfrischend der Trainerwechsel, so überraschend der Sieg gegen Dortmund. Es zeichnet sich mittlerweile nur allzu deutlich ab: Der SV Darmstadt 98 wird sich aus der Bundesliga verabschieden. Die Jungs vom Böllenfalltor haben die wenigsten Punkte, die schlechteste Tordifferenz. Kein anderes Team ist vor dem gegnerischen Tor so harmlos.
In der Torjägerliste liegt der SV Darmstadt quasi auf Platz vier hinter Robert Lewandowski, Pierre-Emerick Aubameyang und Anthony Modeste. Aus dieser Lage heraus den Klassenerhalt noch zu schaffen, wäre für Frings wohl das noch größere Wunder als der Erhalt der Erstklassigkeit im letzten Jahr.
Frings hat Darmstadt, anders als Meier, auch mal wieder fußballerische Lösungen an die Hand gegeben. Das nahezu perfekte Spiel gegen Dortmund zeigt eine Elf, die es so am Böllenfalltor wohl noch nie im Bundesligabetrieb gab. Clever herausgespielte Chancen, gutes Pressing, rundum ansehnlicher Fußball.
Dazu hat man sich im Winter gut verstärkt. Boyd ist ein Spieler, der auf Einsatzzeiten brennt und mit seiner robusten Physis gut ins Darmstädter Spiel passt. Sidney Sam hat die Fähigkeiten, den Flügel zu beleben und Altintop ist ein feiner Fußballer, der im Verlauf der Rückrunde mit seiner Ruhe, Erfahrung und Übersicht nur immer wichtiger werden kann.
Doch alledem zum Trotz kann man sich nicht vorstellen, dass der SV Darmstadt in der nächsten Saison noch nach Dortmund, Leverkusen oder Gelsenkirchen fährt. Zu viele Punkte wären noch zu holen, zu groß ist der eklatante Unterschied zu allen anderen Teams, was die individuelle Klasse betrifft.
Köln: Immerhin ist Karneval
Diese Kölner. Lobte ich in der Mitte der Hinrunde noch die Ruhe und Stabilität beim FC, ist nun, pünktlich zu Karneval, der Teufel los. Die Mannschaft konnte den hohen Erwartungen des ersten Saisondrittels quasi überhaupt nicht mehr gerecht werden, in unserer Inside:22-Tabelle liegt Köln auf dem 16. Platz.
Rang | Verein | Spiele | Bilanz (S/U/N) | Tordifferenz | Punkte |
1 | ![]() | 11 | 9/2/0 | 24 | 29 |
2 | ![]() | 11 | 7/0/4 | 5 | 21 |
3 | ![]() | 11 | 5/4/2 | 9 | 19 |
4 | ![]() | 11 | 4/5/2 | 10 | 17 |
5 | ![]() | 11 | 5/2/4 | 2 | 17 |
6 | ![]() | 11 | 5/2/4 | -5 | 17 |
7 | ![]() | 11 | 5/1/5 | -1 | 16 |
8 | ![]() | 11 | 4/3/4 | 1 | 15 |
9 | ![]() | 11 | 4/3/4 | -3 | 15 |
10 | ![]() | 11 | 4/3/4 | -6 | 15 |
11 | ![]() | 11 | 4/2/5 | 2 | 14 |
12 | ![]() | 11 | 4/2/5 | -4 | 14 |
13 | ![]() | 11 | 3/4/4 | 1 | 13 |
14 | ![]() | 11 | 4/1/6 | -2 | 13 |
15 | ![]() | 11 | 4/1/6 | -8 | 13 |
16 | ![]() | 11 | 2/6/3 | -1 | 12 |
17 | ![]() | 11 | 3/2/6 | -7 | 11 |
18 | ![]() | 11 | 1/1/9 | -17 | 4 |
Der offensichtlichste Grund für die Kölner Leistungen dürfte wohl Anthony Modeste sein. Der 28-jährige Franzose hatte zu Beginn der Saison eine so irre Quote, dass es schlichtweg unmöglich war diese zu halten. Andernfalls hätte sonst wohl kein chinesischer Klub im Winter 50 Millionen Euro für ihn zahlen wollen, sondern Real Madrid, Manchester United oder irgendein anderer europäischer Spitzenverein.
Modeste traf in den ersten 11 Spielen sagenhafte zwölfmal. Von da an folgten bis zum heutigen Zeitpunkt noch fünf Bundesliga-Treffer. Das ist keinesfalls schlecht, nur zeigt es eben auf sehr brutale Art und Weise, wie abhängig die Kölner von ihrem Top-Stürmer sind. Daher war es natürlich aber auch die vollkommen richtige Entscheidung ihn für kein Geld der Welt zu verkaufen.
Des Weiteren hat neben dem Karneval auch das Verletzungspech die Domstadt momentan fest im Griff. Bereits seit längerer Zeit fehlen mit Spitzenkeeper Timo Horn, Flügelakrobat Leonardo Bittencourt und dem unermüdlich ackernden Marcel Risse, sowie Mannschaftskapitän Matthias Lehmann gleich vier immens wichtige Spieler.
Die Kölner stehen am Scheideweg dieser Saison. Die Europopokal-Träumereien könnten sich jetzt flott verabschieden, gerade durch die Nachbarn die dem FC mittlerweile im Nacken sitzen. Sollte das passieren, läuft man „Gefahr“ eine solide Saison gespielt zu haben.
Für den gesamten Verein wäre das mit Sicherheit weniger dramatisch, jedoch wären bei einem 8. oder 9. Platz die Vertragsgespräch mit so manchem Spitzenspieler sicher sehr schnell beendet.
Augsburg: Wie Kai aus der Kiste
Die Augsburger haben in der Zwischenzeit ihren Trainer gewechselt. Und unter dem neuen Übungsleiter Manuel Baum könnte es kaum besser laufen. Augsburg ist momentan dabei, sich endgültig aus dem Abstiegskampf zu verabschieden. Wichtig hierfür waren vor allen Dingen die Siege gegen Wolfsburg und Werder Bremen direkt zu Beginn der Rückrunde. Zuletzt wurde auch Darmstadt geschlagen.
Die Niederlagen gegen Leverkusen und Mainz sind also zu verschmerzen, Augsburg schlägt die Gegner, die es schlagen muss. Der nicht gerade optimalen Hinrunde zum Trotz vertraut Baum auf den vorhandenen Kader. Lediglich Moritz Leitner wurde dazu geholt, der nun in Augsburg endlich beweisen kann, dass er doch nicht das ewige Talent ist.
Der enorme Abbau des Lazaretts aus der Hinrunde dürfte sich ebenfalls wie eine Verstärkung anfühlen. Momentan zeigen sich zwar einige Spieler wie beispielsweise Daniel Baier oder Alfred Finnbogason angeschlagen, dennoch ist die Personalsituation bei Weitem nicht mit dem Saisonstart zu vergleichen.
Sollte man in Augsburg vorhaben so weiter zu spielen, darf man sogar ganz vorsichtig mal nach oben schauen. Momentan hat man genauso viele Punkte wie der vom ehemaligen Coach trainierte FC Schalke. Mainz, Gladbach, Freiburg und Leverkusen sind ebenfalls in Reichweite.
Ein einstelliger Tabellenplatz wäre also noch drin, dafür müssten die Fuggerstädter jedoch konstant am Limit ihrer Möglichkeiten spielen. Gerade bei der Chancenverwertung ist Luft nach oben, nur etwa jeder zehnte Augsburger Schuss zappelt im Netz. Klar ist jedoch auch: In der Hinrunde wäre diese Vorstellung undenkbar gewesen.
Wolfsburg: Der x-te Anlauf
Beim VfL ist seit unserer letzten Betrachtung wohl mit Abstand am meisten passiert. Julian Draxler spielt in Paris nun Welten besser, mit Andries Jonker sitzt der dritte Coach in der laufenden Saison auf der Bank und im Winter kamen mit Yunus Malli, Riechedly Bazoer und Paul-Georges Ntep drei hochkarätige Verstärkungen.
Kurz darauf zog man zur Überraschung aller noch Ashkan Dejagah aus dem Hut. Nach der als Sommertransferfenster verkleideten Winterpause legte der VfL dann richtig gut los. Der HSV wurde teilweise vorgeführt, die Wolfsburger fuhren hochverdiente drei Punkte ein, wenn auch ein Treffer in der Schlussphase die Partie entscheiden musste.
Ebenjener Sieg muss sehr viel Energie gekostet haben, denn in den folgenden Wochen ging nicht mehr viel beim VfL. Vier Niederlagen später ist Ismael im Urlaub und seine Mannschaft im Abstiegskampf.
Klar, die Pokal-Partie gegen Bayern war irgendwie gar nicht so schlecht, das Spiel gegen Bremen geht in sämtlichen Paralleluniversen 7:2 aus, aber, listen and repeat, Fußball ist ein Ergebnissport.
Im Endeffekt hat Wolfsburg seit nun fast zwei Jahren das immergleiche Problem. Man bekommt die viel zitierten PS nicht auf die Straße. Lange fragte man sich, ob es am Fahrer liegt oder doch am Boliden. Mittlerweile hat man beides ausgetauscht. Jonker soll das Potential der jungen Spieler zur Entfaltung bringen und die erfahrenen Akteure wie Gustavo oder Gomez auf das Niveau zurückführen, auf dem sie mal waren. Und den Abstieg verhindern sollte er auch. Ein Job, so diffizil wie spannend.
Ein Blick auf die Entwicklung dieser Saison gibt auf jeden Fall Grund zur Zuversicht. Nach dem 11. Spieltag gastierte der VfL auf dem 14. Rang. In unserer Inside:22-Tabelle ist er 15. Die Form-Tabelle der letzten fünf Spiele bescheinigt den Wölfen einen 17. Platz. Es kann also nur nach oben gehen, oder?
Rang | Verein | Spiele | Bilanz (S/U/N) | Tordifferenz | Punkte |
1 | ![]() | 11 | 9/2/0 | 24 | 29 |
2 | ![]() | 11 | 7/0/4 | 5 | 21 |
3 | ![]() | 11 | 5/4/2 | 9 | 19 |
4 | ![]() | 11 | 4/5/2 | 10 | 17 |
5 | ![]() | 11 | 5/2/4 | 2 | 17 |
6 | ![]() | 11 | 5/2/4 | -5 | 17 |
7 | ![]() | 11 | 5/1/5 | -1 | 16 |
8 | ![]() | 11 | 4/3/4 | 1 | 15 |
9 | ![]() | 11 | 4/3/4 | -3 | 15 |
10 | ![]() | 11 | 4/3/4 | -6 | 15 |
11 | ![]() | 11 | 4/2/5 | 2 | 14 |
12 | ![]() | 11 | 4/2/5 | -4 | 14 |
13 | ![]() | 11 | 3/4/4 | 1 | 13 |
14 | ![]() | 11 | 4/1/6 | -2 | 13 |
15 | ![]() | 11 | 4/1/6 | -8 | 13 |
16 | ![]() | 11 | 2/6/3 | -1 | 12 |
17 | ![]() | 11 | 3/2/6 | -7 | 11 |
18 | ![]() | 11 | 1/1/9 | -17 | 4 |
Alle Teile der Reihe Inside:22 • Von Oktopoden und Weltfußballern in der Provinz • Aufbruchsstimmung in Leverkusen und Gladbach
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